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Jodmangel

Jodmangel

Wir leben in Österreich und Deutschland in sehr jodarmen Gebieten. Aber heißt das dann automatisch, dass man an einem Jodmangel leidet? Muss man Jod zusätzlich supplementieren, oder reicht die Ernährung aus, um einen Jodmangel zu verhindern?

Wozu braucht man Jod?

Wir können Jod nicht selbst herstellen, das heißt, wir müssen es täglich über die Nahrung zu uns nehmen. Jod ist wesentlich für eine funktionierende Schilddrüse, denn es ist der Grundstoff für die Bildung der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin. Wenn du auf deinem Blutbild die Werte fT4 bzw fT3 siehst, dann besagt die Zahl 4 oder 3 wie viele Jod-Atome in diesem Hormon enthalten sind! Ohne Jod kein Schilddrüsenhormon.  Und mit zu wenig Schilddrüsenhormonen ist uns ständig kalt, wir sind müde, wir neigen zu Wassereinlagerungen und Abnehmen wird schier unmöglich. Die Schilddrüse verbraucht übrigens um die 80% der täglichen Jodaufnahme.

Österreich – ein jodarmes Land

Österreich und auch Deutschland zählen zu den jodärmsten Gebieten Europas. Das Gletscherwasser hat vor tausenden von Jahren Jod weggespült und so jodarme Acker-, Böden- und Weideflächen hinterlassen. Wie bei (fast) allen Mineralien gilt: wenn es nicht im Boden ist, kann es auch nicht in der Nahrung sein. Wenn wir also etwas anbauen, geht kaum Jod in das Nahrungsmittel über, weil im Boden von vorne herein sehr wenig enthalten war. Das hatte im letzten Jahrhundert zur Folge, dass früher ein Kropf (also eine Vergrößerung der Schilddrüse, auch Struma genannt) sehr häufig in der Bevölkerung vorkam.

In den 60ern wurde in Österreich deswegen ein Gesetz erlassen, dass Jod ins Speisesalz beigemischt werden muss. Unser Speisesalz war also immer “jodiert” und weil wir Jod zwar brauchen, aber nur sehr geringe Mengen, ist es meist völlig ausreichend, wenn man jodiertes Speisesalz verwendet. Durch die Anreicherung von Jod im Speisesalz ging somit auch der Jodmangel zurück und der “Kropf” wurde seltener.

Dieses Gesetz wurde aber in den 90ern noch einmal geändert. Seitdem darf auch wieder “unjodiertes” Salz verkauft werden. Und damit wurden andere Salzarten, wie reines Meersalz oder “Himalaya-Salz” (das übrigens so gut wie nie aus dem Himalaya kommt) immer beliebter. Und genau da haben wir das Problem: gerade die Menschen, die vielleicht besonders auf ihre Gesundheit achten wollen und daher “spezielles” Salz kaufen, handeln sich damit oft unbewusst einen Jodmangel ein. Denn dazu kommt noch: wer vor allem regional angebaute Lebensmittel kauft, kauft besonders jodarme Lebensmittel – denn, wie oben schon erwähnt: wenn es nicht im Boden ist, ist es auch nicht in den Lebensmitteln. Und bei uns ist es nicht im Boden. Laut dem Österreichischen Ernährungsbericht erreichen knapp 90% der TeilnehmerInnen nicht die empfohlene Menge an Jod!

Jodhaltige Nahrungsmittel

Eine Hauptquelle für Jod ist das jodierte Speisesalz. Auch Fisch (wie Kabeljau oder Scholle), Fischleber oder Meeresfrüchte decken den täglichen Jodbedarf ab. Auch jodhaltige Algen können eine Quelle für Jod sein. Was viele nicht wissen: auch Milchprodukte tragen zur Jodversorgung bei! Und zwar deswegen, weil das Futter der Milchkühe mit Jod (und anderen Mikronährstoffen) ergänzt wird. Denn Milchkühe, die zu wenig Jod bekommen, können Fruchtbarkeitsprobleme bekommen.

Hier sind einige Nahrungsmittel aufgelistet, die viel Jod enthalten. Nicht nur Meeresfische und Meeresfrüchte können zur Jodversorgung beitragen, sonder auch Milch (allerdings nur Bio) und Pilze enthalten nennenswerte Mengen an Jod:

 

Portionsgröße (g) Jod
Fisch (Werte für Kabeljau) 150 275%
Fischleber (Dorschleber, Thunfisch, Makrele) 50 209%
Hering 100 39%
Hühnerfleisch (dunkles Fleisch) 120 26%
Makrele (Dose) 80 113%
Muscheln 100 105%
Muscheln 100 105%
Sardinen (Dose) 100 15%
Brokkoli 150 17%
Pilze (Champignons, etc) 200 27%
Shiitake 200 13%
Spinat 150 12%
Milch 250 20%

Wie merkt man einen Jodmangel? Symptome?

Ein Jodmangel erfolgt oft schleichend. Symptome eines Jodmangels können sein:

  • Müdigkeit
  • Antriebsschwäche
  • Probleme beim Abnehmen
  • Unerklärte Gewichtszunahme
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen bei Kindern
  • Kälteempfindlichkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • vergrößerte Schilddrüse

Eine lang anhaltende Jodunterversorgung kann die Schilddrüse krankhaft verändern!

Was heißt das jetzt für dich? Brauchst du Jod Tabletten?

Wenn du in einem jodarmen Gebiet (also Österreich, Schweiz und Süddeutschland) wohnst, achte darauf, dass du auf jodhaltige Nahrungsmittel (wie oben angeführt) zurückgreifst. Iss mindestens zwei Mal pro Woche Meeresfisch. Kauf jodiertes Speisesalz oder Meersalz, dem jodhaltige Algen zugesetzt wurden. Schwangere, Kinder und Stillende haben einen erhöhten Jodbedarf.

Solltest du Probleme mit deiner Schilddrüse haben, lass dir beim Arzt die Schilddrüsenwerte bestimmen.

Quellen:

Österreichischer Ernährungsbericht 2017
Österreichische Schilddrüsengesellschaft – Jodversorgung in Österreich
Artikel über Jodversorgung in Österreich, Medical Tribune
Deutsches Schilddrüsenzentrum

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